LipoProtein (a)

Was ist Lipoprotein(a), warum es gefährlich sein kann, wie man damit umgeht und wie häufig erhöhte Werte in Deutschland sind.

1. Was ist Lipoprotein(a) [Lp(a)]?

Lp(a) ist ein LDL-ähnliches Partikel mit einem zusätzlichen Protein Apolipoprotein(a). Dessen Bausteine („Kringle-IV-Repeats“) machen Lp(a) stark genetisch bestimmt (>90 %); Lebensstil beeinflusst den Spiegel kaum.

2. Wie wirkt Lp(a) – Mechanismen

Atherogen & proinflammatorisch
Lp(a) transportiert oxidierte Phospholipide → Entzündung in der Gefäßwand.

Prothrombotisch/antifibrinolytisch
Apo(a) ähnelt Plasminogen und kann dessen Bindung/Fibrinabbau stören.

3. Risiken und Gefahren

Atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen (ASCVD)
Herzinfarkt, ischämischer Schlaganfall, pAVK; das Risiko steigt kontinuierlich mit der Lp(a)-Höhe – unabhängig von LDL-C.

Aortenklappenstenose: Kausal mit erhöhtem Lp(a) verknüpft.
Sehr hohe Werte: >180 mg/dl (>430 nmol/l) kennzeichnen ein Lebenszeitrisiko in Größenordnung einer unbehandelten heterozygoten FH (Familiäre Hypercholesterinämie).

4. Behandlung / Management (Stand: 24. Okt 2025)

Derzeit (noch) keine zugelassene Lp(a)-Spezialtherapie.
Management zielt auf die Gesamtrisiko-Senkung:

LDL-C konsequent senken
(Statine, Ezetimib; bei Hochrisiko/Rest-LDL PCSK9-Inhibitoren). PCSK9-Hemmer senken Lp(a) im Mittel ~25–30 % und sind bei ASCVD/hohem Risiko sinnvoll – auch wenn sie nicht speziell für Lp(a) zugelassen sind.

Lebensstil ändern
gut fürs Gesamtrisiko, Lp(a) selbst ändert sich dadurch kaum.

Lipoprotein-Apherese Blutwäsche (Deutschland)
Bei isoliert erhöhtem Lp(a) >60 mg/dl (≈≥120 nmol/l) und bildgebend/klinisch dokumentiert progredienter kardiovaskulärer Erkrankung trotz optimaler Therapie – zugelassen & erstattet. Senkt Lp(a) pro Sitzung um ~60–70 %; Registerdaten zeigen weniger kardiovaskuläre Ereignisse.

Neue Medikamente in Entwicklung
Antisense/siRNA (z. B. pelacarsen, olpasiran, lepodisiran, zerlasiran) senken Lp(a) in Studien um 80–95 %; Outcomes-Studien laufen (erste große Resultate aktuell für 2026 erwartet). Noch keine Zulassung.

5. Verbreitung in Deutschland

In Deutschland liegt der Anteil mit ≥50 mg/dl (≥125 nmol/l) typischerweise bei ~20 % (ca. jede*r Fünfte). Sehr hohe Werte (≥180 mg/dl) betreffen ~1–2 %.

6. Praktische Tipps

Mindestens einmal messen (idealerweise in nmol/l): besonders bei frühem/ungeklärtem Herzinfarkt/Schlaganfall, Aortenklappenstenose, starker Familienanamnese, FH, oder wiederkehrenden Ereignissen trotz guter LDL-Kontrolle.

Bei erhöhtem Lp(a): LDL-C-Ziele verschärfen, Blutdruck/Blutzucker/Entzündung/Tabak streng managen; bei Hochrisiko PCSK9-Inhibitor erwägen; bei progredienter Erkrankung und sehr hohem Lp(a) → Apherese-Zentrum

Allgemeine Empfehlung – für jede/n mit (potenziell) hohem Lp(a)

Einmal im Leben testen

(idealerweise in nmol/L, keine Umrechnung). Familienmitglieder testen lassen, wenn frühzeitige Herzereignisse/Aortenstenose vorkommen.

Bei ≥125 nmol/L

LDL-Ziele verschärfen (s. oben), Statin ± Ezetimib, bei hohem/sekundärem Risiko PCSK9-Hemmer erwägen – senken LDL und Lp(a) leicht.

Apherese (Blutwäsche) nur bei klarer Indikation

Deutschland: >60 mg/dL und progrediente Erkrankung trotz optimaler Therapie.

Ausblick 2026

spezifische Lp(a)-Medikamente könnten kommen – bis dahin zählt maximale Risiko-Kontrolle.

Folgende Blutwerte prüfen

  1. Lp(a) [nmol/L]
  2. LDL-C/ApoB
  3. HbA1c
  4. Blutdruck

Mit diesen Werten kannt man eine konkrete Checkliste mit Zielwerten, Medikamentenstaffel und „Nächste-Schritte“-Blutwertplan entwickeln.