Homocystein

  • Homocystein ist eine schwefelhaltige Aminosäure, die im Körper beim Abbau von Methionin entsteht.

  • Sie wird über zwei Wege weiterverarbeitet:
  • Remethylierung zurück zu Methionin (braucht v. a. Folat (5-MTHF) und Vitamin B12)

  • Transsulfuration zu Cystein/Glutathion (braucht Vitamin B6).

  • Im Blut misst man meist Gesamt-Homocystein (tHcy). Übliche Labor-Referenzen liegen grob bei ~5–15 µmol/L (laborabhängig).

Warum kann Homocystein zu hoch sein?

  • Mangel an B-Vitaminen: Folat, B12, B6 (am häufigsten)

  • Niere: eingeschränkte Funktion (eGFR ↓) erhöht tHcy.

  • Schilddrüse: Hypothyreose.

  • Medikamente: z. B. Methotrexat, einige Antiepileptika, Nitrous Oxide (Lachgas), Metformin (über B12).

  • Lebensstil/Ernährung: viel Kaffee, Rauchen, wenig Gemüse/Folat, sehr hohe Methioninzufuhr, Bewegungsmangel.

  • Genetik: Varianten wie MTHFR C677T/A1298C erhöhen den Vitaminbedarf.

Welchen Schaden kann ein zu hoher Wert anrichten?

Wichtig: Erhöhtes Homocystein ist ein Risikomarker – biologisch plausibel und epidemiologisch mit Schäden verknüpft. Das Senken des Wertes verbessert Laborwerte zuverlässig

  • Gefäße & Herz-Kreislauf

  • Endothelschädigung & oxidativer Stress → fördert Atherosklerose

  • Prothrombotisch → begünstigt arterielle (z. B. Schlaganfall) und teils venöse Thrombosen

  • Assoziiert mit Hypertonie und pAVK.
  • Neurologie
    Zusammenhang mit kognitivem Abbau/Demenz-Risiko beschrieben (Markercharakter; andere Faktoren spielen mit).
    Bei sehr hohen Werten (z. B. Homocystinurie) sind neurologische Defizite und Thrombosen typisch.

  • Schwangerschaft
    Erhöhtes tHcy korreliert mit Neuralrohrdefekten beim Fetus (darum Folat-Supplemente im Kinderwunsch/1. Trimenon Standard).

  • Knochen
    Assoziationen mit Frakturrisiko (über Kollagenvernetzung/Qualität); kausalität nicht vollständig geklärt.

Woran merkt man es?

  • Oft asymptomatisch – wird bei Check-ups oder bei B12/Folat-Abklärung entdeckt.

  • Sehr hohe Werte (genetische Defekte) gehen mit Thrombosen, Linsenluxation, Entwicklungsstörungen einher – das ist selten.

Wie geht man damit um?

  • Messen: nüchternes tHcy; bei auffälligem Befund außerdem B12 (ideal: Holotranscobalamin), Folat, B6, Kreatinin/eGFR, TSH.

  • Ursachen beheben:

    B-Vitamine auffüllen (Folat, B12, ggf. B6; bei MTHFR zusätzlich Riboflavin/B2 hilfreich).
    Lebensstil: mehr grünes Gemüse/Hülsenfrüchte (Folat), weniger Rauchen/Kaffee, regelmäßige Bewegung.
    Medikamente/Grunderkrankungen prüfen und ggf. anpassen.

  • Zielbereich: Viele Kliniker peilen <10–12 µmol/L an (je nach Risikoprofil). Kontrolle nach 8–12 Wochen

HOMOCYSTEIN ist schon seit über 30 Jahren diagnostizierbar, wird aber in der Diagnostik noch kaum genutzt.

Es gibt auch einige Genvarianten die zu einem erhöhten Homocystein-Wert beitragen. Von diesen Genvarianten (insbesondere die MTHFR-Polymorphismen) sind in Deutschland ungefähr 55 % der Bevölkerung betroffen.

Dies bedeutet, dass diese Menschen einen erhöhten Bedarf an Folat, Vitamin B12, Vitamin B6 und Vitamin B2 haben. Bitte auf keinen Fall ohne Diagnostik und ärztliche Beratung selbst supplementieren.

Es kann durch richtige Ernährung einem erhöhten Homocystein-Wert entgegengewirkt werden und bei einer Supplementierung braucht es die richtigen Varianten und Dosierungen der Vitamine. Eine Überdosierung kann gesundheitliche Schäden verursachen.